Donnerstag, 17. Dezember 2015

Armes Ingolstadt (II): Die Jagd auf "Graufahrer"


Mal wieder eine neuer Artikel aus unserer losen Reihe "Armes Ingolstadt"

Ingolstadt ist ganz bewusst Autostadt. Das merkt jeder, der auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist. Dieser ist teuer und schlecht ausgebaut. Wer kein Auto hat, ist so häufig aufgeschmissen.
Insbesondere Menschen mit geringem Einkommen trifft das: Sei es eine Rentnerin mit kleiner Rente, ein Azubi, der irgendwo in den Vororten wohnt, oder auch nur einer der zahlreichen Leiharbeiter, die es in unserer Region gibt und die einen Hungerlohn bekommen. Wer sich kein Auto leisten kann, der muss auf den schlechtgetakteten "Service" der INVG umsteigen und darf derzeit im günstigsten Fall 4,20€ (bzw. beim Fahrer 4,60€)  für ein Tageticket bezahlen.
Für Menschen mit wenig Geld ist das ein verdammt hoher Betrag, den die INVG, immerhin eine Tochtergesellschaft der Stadt Ingolstadt, da verlangt.
Es ist also verständlich, dass viele Menschen "tricksen". Sie kaufen ein Tagesticket, stempeln es aber nicht ab und nutzen es dann unabgestempelterweise weiter, in der Hoffnung, bei Kontrollen auf Verständnis zu stoßen. Nun will die INVG dieser Praxis den Riegel vorschieben und solchen "Graufahrern" 60€ Strafe aufbrummen.
Anstatt dass man öffentlichen Nahverkehr sinnvoll und kostengünstig gestaltet und so auch etwas zum Kampf gegen den Klimawandel beiträgt, kriminalisiert die INVG lieber Menschen, die einfach wenig Geld haben. Aber so ist das nun mal im Kapitalismus, wo selbst ein kommunaler Betrieb, nicht dazu da ist, die Einwohner der Stadt betsmöglich zu versorgen, sondern profitorientiert arbeitet.
Sinnvoll wäre es stattdessen, einerseits die INVG zu rekommunalisieren und von der Verpflichtung, Gewinne einzufahren, zu befreien. Dann wäre es möglich, den Fahrpreis sozial zu gestalten oder am Ende, kostenpflichtige Tickets gleich ganz abzuschaffen, was in anderen europäischen Städten längst praktiziert wird.
So aber zeigt sich nur wieder einmal, wie sehr die Schanz auf Mitbürger mit wenig Geld scheißt.
(Genosse S.)

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