Sonntag, 8. November 2015

Demobericht: Kundgebung gegen das Abschiebelager in Manching

Am 7. November 2015 fand vor dem Abschiebezentrum in der Max-Immelmann-Kaserne in Manching, südlich von Ingolstadt, eine Kundgebung gegen das mörderische Abschiebesystem der BRD statt. Organisiert von verschiedenen antifaschistischen Gruppen, konnten mehr als 100 Menschen ein machtvolles Signal für eine menschliche Flüchtlingspolitik setzen. Mit dabei auch: Die Kämpfende Jugend Ingolstadt und unsere Genossen der Komünist Parti Türkiye. Das ist unser Bericht.

Die rote Fahne bleibt oben
Bereits auf dem Weg zur Kundgebung erlebten wir ein gleichermaßen überraschendes wie bedrückendes Schauspiel: Das Lager in der ehemaligen Kaserne ist umgeben von einem langen, teilweise mit Stacheldraht gekrönten Zaun, an dem ununterbrochen während der Kundgebung martialische, schwarz uniformierte "Securities" entlang patroullierten, um gewaltsam Geflüchtete von der Kommunikation mit Aktivisten abzuhalten. Sichtlich verängstigt betrachteten diese daher in einigem Abstand zum Zaun den Aufzug, immer ein Auge auf die Sschwarzhemden, die sie sichtlich einschüchterten. Dennoch ließen es sich die Lagerinsassen nicht nehmen, kaum dass sie uns und vor allem unsere roten Fahnen sahen, begeistert zu zu jubeln. Zumindest unseren deutschen Genossen ist dies noch nie passiert, dass selbst Kinder in Begeisterungstürme ausbrechen, wenn sie die Fahne mit Hammer und Sichel sehen. Trotz der Bedrohung durch die Securities kamen so Geflüchtete an den Zaun, bewunderten unsere Fahnen, baten uns um Flyer. Ein Bub fragte sogar, ob er unsere Fahne haben könnte.
So schön dieses Erlebnis war. In Deutschland wieder Kinder hinter Stacheldrahtverschlägen zu sehen, die in einem Lager eingesperrt werden, ist schlicht entsetzlich und trieb manchem die Tränen in die Augen.
Auf der großen aber wenig organisierten Kundgebung selbst löste die rote Fahne unter den Abschiebehäftlingen aus dem Lager, die meisten davon aus Jugoslawien, ähnliche Begeisterung aus: Wir waren sofort von Geflüchteten umringt, die uns baten, wenigstens ein bisschen die Fahne halten zu dürfen. Fast ehrfürchtig schwenkten sie sie, einige zeigten auch den Rotfrontkämpfer-Gruß. 
Die deutschen Kundgebungsteilnehmer brachten uns Kommunisten dagegen weit weniger Zuneigung entgegen. Mehrfach wurden wir angemacht, wir sollten uns doch verziehen, die Genossen der KP Türkiye wurden gar aufgefordert, ihre Fahne nicht zu zeigen. In einer Situation, in der Deutschland wieder Menschen in Lager sperrt, meinen wir schon, dass es auch manchem noch halbwegs demokratischen Bürgerlichen gut zu Gesicht stehen würde, seinen Antikommunismus runter zu schlucken. Selbiges gilt für diverse autonome Grüppchen.
Nur zu wahr


Deutsche Polizisten schützen die Faschisten
Wie zu erwarten war, hatten es sich die lokalen Oberhonks, will sagen: die Ingolstädter Nazizombies, es nicht nehmen lassen, zu versuchen, die Kundgebung zu stören. Leider scheint der Ingolstädter braunen Bewegung die Massenbasis flöten gegangen zu sein, jedenfalls sah die Nazi-Störaktion so aus, dass sich zwei einsame Feierabend-Arier verängstigt bei der Polizei zusammenkuschelten und dumm aus der Wäsche guckten. Die Polizisten, übrigens war auch der Staatsschutz zahlreich anwesend und das USK, kamen natürlich nicht auf die Idee, den Störenfrieden einen Platzverweis zu erteilen, sondern stellten sich schützend vor die Faschisten, als Antifas deutlich machten, was sie von der Präsenz der HJ für Arme hielten. Immerhin wurde so letztlich erreicht, dass das braune Pack doch noch vertrieben werden konnte.

Meinungsfreiheit? Nicht für Flüchtlinge!
Doch darf man sich generell fragen, wie sehr denn zumindest der Freistaat Bayern mit Faschisten zusammenarbeitet, in der Flüchtlingsfrage. Dass man seitens der Staatsregierung mit den Neonazis zumindest dahingehend einer Meinung ist, dass Flüchtlinge kein Menschenrecht zusteht, zeigt ein Vorfall, den wie am Ende der Kundgebung erlebten: Ein Geflüchteter bat eine Kundgebungsteilnehmerin, ihm einen Flyer durch den Zaun zu geben. Doch kaum hatte er ihn in der Hand, kam eine Gruppe Schwarzhemden, angeführt von einem erstaunlich glatzköpfigen, brutalem Kerl, der dem Geflüchteten mit Gewalt den Flyer wegnahm. Er erklärte, dass er nicht wolle, dass Flüchtlinge sich politisch informieren.
Darauf angesprochen, ob ihm schon klar sei, dass das Grundgesetz noch gilt, erklärte er schlicht: "Mag sein. Aber hier gilt die Hausordnung, und sonst nichts." Mit selbiger bedrohte das Schwarzhemd dann die deutschen Aktivisten, in einer Art und Weise, die nur erahnen lässt, wie menschenverachetden mit den Geflüchteten im Lager umgegangen wird. Offenbar mit Duldung der bayerischen Staatsregierung.
Dort wo Menschen in Lager gesperrt werden, bewacht von aggressiven Uniformenenträgern und ohne jedes demokratische Recht, ist der Faschismus nicht mehr weit. Wir erleben, in der Asylfrage, wie die Bundresregierung, mit der CSU als treibende Kraft, systematisch demokratische und soziale Rechte außer Kraft setzt, inklusive des Grundgesestzes. Dies betrifft längst nicht nur Geflüchtete, sondern wird sich auch auf die Bürgerinnen und Bürger dieses Staates auswirken. Daher gilt für jeden, jetzt umso mehr: Seien wir solidarisch mit den Geflüchteten und bekämpfen wir die menschenverachtende, demokratiefeindliche Politik der Bundesregierung!

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