Donnerstag, 7. Januar 2016

Lob der Dialektik: Die Sieger von Morgen


Als ich heute lustlos durch Facebook stromerte, entdeckte ich dieses Meme auf einer der diversen linksparteinahen Seiten, die ich so verfolge. Mich störte es so sehr, dass ausgerechnet die Reformisten hier ein Zitat von Bert Brecht verwenden, ohne vermutlich seinen Kontext zu kennen (andernfalls würden sie es wohl kaum teilen), dass ich meine, ein paar Worte dazu sagen zu müssen.
Das Zitat entstammt Bert Brechts
 "Lob der Dialektik":

Das Unrecht geht heute einher mit sicherem Schritt.
Die Unterdrücker richten sich ein auf zehntausend Jahre.
Die Gewalt versichert: So, wie es ist, bleibt es.
Keine Stimme ertönt außer der Stimme der Herrschenden
Und auf den Märkten sagt die Ausbeutung laut: Jetzt beginne ich erst.

Aber von den Unterdrückten sagen viele jetzt:
Was wir wollen, geht niemals.
Wer noch lebt, sage nicht: niemals!
Das Sichere ist nicht sicher.
So, wie es ist, bleibt es nicht.

Wenn die Herrschenden gesprochen haben
Werden die Beherrschten sprechen.
Wer wagt zu sagen: niemals?
An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns.
An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird? Ebenfalls an uns.

Wer niedergeschlagen wird, der erhebe sich!
Wer verloren ist, kämpfe!
Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?
Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen
Und aus Niemals wird: Heute noch!



Brecht nimmt hier die Unsicherheit vieler Genossen auf, die uns gerade heute umtreibt: Überall gehts bergab mit der Sache, der Kapitalismus erscheint unerschütterlich, diverse Linksparteien verraten uns, der Faschismus wittert Morgenluft. In dieser Situation gibt es viele, die im stillen Kämmerlein oder auch offen und laut sagen: "Die Revolution erleben wir nicht mehr, alles ist vergebens." Meistens ziehen sich diese Genossen früher oder später zurück ins Privatleben.
Und das ist falsch: Obwohl und gerade weil es jetzt so düster aussieht, leben wir nicht am Ende der Geschichte. Das Sichere ist eben nicht sicher. Keiner hätte vorraussagen können, dass 1871 das Proletariat von Paris aufstand und den ersten Sozialismusversuch der Geschichte unternahm. Die Oktoberrevolution erschien noch 1916 als unmögliches Ereignis, dass Fidel Castro Batista verjagen könnte, auch. Trotzdem ist es passiert. 
Doch, und das ist die Kehrseite: Das waren keine Zufälle. Lange und harte Arbeit, schlimme Kämpfe sind vorausgegangen. Und so fragt Brecht auch ganz provokant: "An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns./ An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird? Ebenfalls an uns." Revolutionen fallen nicht vom Himmel. Sie geschehen, weil systematisch revolutionäre Politik getrieben wird, weil mitten in der Finsternis des Kapitalismus, auch wenn der noch so unbeweglich dazustehen scheint, die Flamme der Revolution entzündet, Wühlarbeit geleistet, die Idee des Kommunismus verbreitet wird.
Deswegen ist es auch Unsinn, wenn eine Linkspartei-Seite so ein Gedicht teilt. Denn die PDL bejaht ja die momentane Situation, ihre Theoretiker, wie etwa Candeias erklären explizit, dass es keine andere Wahl gäbe, als den Staat und den Kapitalismus möglichst gut zu verwalten. 
Dagegen ruft Brecht uns auf: "Wer niedergeschlagen wird, der erhebe sich! Wer verloren ist, kämpfe!" Anders gesagt: Wir müssen, obwohl wir in einer scheinbar aussichtslosen Position sind, kämpfen, für und um die Revolution, den totalen Umsturz der bestehenden Verhältnisse. Denn der ist, auch wenn es anders aussieht, möglich, wenn wir nur uns ausreichend für ihn einsetzen.
Deswegen gilt für alle: Geht in revolutionäre Jugendgruppen, wie die KJI, tauscht euch unter einander aus, tut alles dafür, dass "die Besiegten von Heute die Sieger von Morgen" sind. Nicht nur auf der Demo, sondern auch im täglichen Leben: In der Schule, in der Kneipe, im Betrieb.
Klasse gegen Klasse! Krieg dem Krieg! Kampf dem Kapital bis der Kommunismus siegt!

(Genosse Basalt)

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