Freitag, 22. Januar 2016

Verweis fürs Aussprechen der Wahrheit - Ein Bericht aus einer Schule aus der Region

Die Schule wird immer mehr militarisiert. Speziell geschulte Bundeswehroffiziere kommen immer häufiger an Schulen und auch im regulären Unterricht erzählen uns unsere Lehrer oft genug, wie großartig dieser Staat ist und wie wichtig das Militär. 
Dabei geht es nicht einfach darum, Rekruten für die Bundeswehr zu werben. Vielmehr sollen wir ein gutes Gefühl mit der Bundeswehr und der Bundesrepublik insgesamt verbinden. Wir sollen stolz auf unser Land sein und kein Problem mit Militär und Krieg haben. Widerstand, gegen den Miliarismus und Krieg, soll möglichst unterdrückt, kritisches Denken abgestellt werden. In Zeiten, in denen die Bundesrepublik Deutschland und andere imperialistische Staaten wie Russland oder die USA zunehmend auf Konfrontationskurs geraten ist das notwendig. Die "deutsche Verantwortung in der Welt", also die Freiheit der deutschen Kapitalisten möglichst viele Profite zu erwirtschaften, wird eben nur mit der Waffe in der Hand gesichert und mit schlechten Löhnen daheim. Umso wichtiger ist es, dass die Deutschen schon in der Schule drauf getrimmt werden, das alles gut zu finden.
Wer sich dagegen wehrt oder andere Ansichten hat, hat mit Repression zu rechnen, wie das Erlebnis eines Genossen zeigt:

Bringt die Revolution in die Schule!


Ich gehe auf eine Schule in der Region, sage natürlich, aus offensichtlichen Gründen, nicht welche. Wir haben nun keine besonders rechten oder rassistischen Lehrer, dennoch fällt mir immer wieder auf, wie uns doch mit allen Mitteln eingetrichtert wird, die bürgerliche Gesellschaft toll zu finden und ja nicht nachzudenken. Besonders deutlich wurde dies vor einigen Tagen in einer Sozialkundeklasse.
Es ging um die Bundeswehr und darum, dass diese nützlich sei und wichtig.
Es wäre jetzt klug gewesen, nichts zu sagen. Einfach die Propaganda über mich ergehen lassen, und den Mund halten. Ich weiß aber, dass bereits ein paar Klassenkameraden zur Bundeswehr gehen wollen, auch weil sie die Lügen, die ihnen in der Schule vorgetischt werden, glauben: Sie meinen, die Bundeswehr würde für Freiheit und Demokratie kämpfen.
Also konnte ich nicht anders, meldete mich, und erklärte, dass  die Bundeswehr  doch nirgendwo den Frieden sichern würde. In Jugoslawien fiel sie ein, und hat das ganze Land ins Elend gestürzt. In Afghanistan herrscht seit dem Einmarsch der Bundeswehr ein übler Bürgerkrieg. Und in der Türkei,wo die Bundeswehr anwesend ist, kann Erdogan unter ihren Augen die Kurden umbringen. Wem nützt die Bundeswehr also?
Nicht dem Frieden, nicht der Demokratie,  nur der Regierung, den Banken.
Meine Lehrerin wurde natürlich fuchsteufelswild. Sie schrie mich an, und meinte, für solche Äußerungen bekäme ich einen Verweis.
Ich sah sie an, und meinte nur: "Wofür wollen Sie mir einen Verweis geben? Dafür, dass ich die Wahrheit gesagt habe?"
Ich erwartete eigentlich wieder einen Wutanfall, doch meine Lehrerin schluckte nur, und meinte: "Vergessen wir den Vorfall."

Für mich zeigt diese Erfahrung, wie reaktionär unsere Schulen werden. Wahrscheinlich jeder von uns hat schon erlebt, wie in der Schule die kapitalistische Gesellschaftsordnung verteidigt wird, wie für den Staat, die Bundeswehr geworben und jede oppositionelle Meinung unterdrückt wird. In Bamberg hat letztes Jahr ein Schüler sogar einen Verweis bekommen, weil er es gewagt hat, linke Ansichten im Unterricht und auf der Straße zu vertreten.
Umso wichtiger ist es, bei jeder Gelegenheit oppositionelle Stimmung in der Schule zu machen. In den SMVen kann man mitwirken, oder im Unterricht intervenieren, oder auch nur im Pausenhof politisieren. Je nachdem, was man sich selber zutraut.

(Genosse Ro.)

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